Deutsche Literatur des Mittelalters
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  • Walther von der Vogelweide
    (Codex Manesse, um 1300)

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    Deutsche Literatur des Mittelalters

      

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    Literarische Gattung/Untergattung:

    Dorfgeschichte, Bauernroman, Schwank
    Germanische Mythologie
    Heldenepik des germanischen Sagenkreises
    Dietrich von Bern, Siegfried, den Nibelungen, Attila und Wieland
    Historische Lieder oder Chronik
    Höfische Dichtung, Ritterepos, Chanson de Geste
    des antiken und keltischen Sagenkreises (Artusepik)
    Klosterliteratur oder Religiöse Literatur
    Lehrschrift: Theologisch, philosophisch oder politisch
    Meistersang
    Memento-Mori-Dichtung (in Verbindung mit )
    Minnesang (Tagelied, Kreuzlied, Frauenlied)
    Mystische Literatur
    Satire
    Spielmannsdichtung/-epik
    Spruchdichtung
    Streitgedicht/-schrift
    Vagantendichtung
    Volksbuch





    5. Glossar   

    Zum Begriff:

    [A]  [B]  [C]  [D]  [E]  [F]  [G]  [H]  [I]  [J]  [K]  [L]  [M]  [N]  [O]  [P]  [Q]  [R]  [S]  [T]  [U]  [V]  [W]  [X]  [Y]  [Z]


      A   

    1. Althochdeutsch (historische Sprachwissenschaft)
      Unter diesem Begriff werden die Dialekte des Bairischen, Alemannischen und Fränkischen des 8. Jahrhunderts bis ca. 1050 bezeichnet (alle unterhalb der Benrather Linie liegenden Dialekte), die - weit davon entfernt eine einheitliche Sprache zu bilden - trotzdem gegenüber anderen germanischen Sprachen folgende Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede aufweisen:
      • Die stimmlosen Plosive (Fortes) p, t und k werden nach Vokal zu f, ʒ und x: offan, waz, ih
      • Die stimmlosen Plosive (Fortes) p, t und k werden im Anlaut und in Gemination zu pf (ph), z und kx: helphan
      • Die stimmhaften Plosive (Tenues) b, d und g werden stimmlos, also zu p, t und k.
    2. Autor
      Der Begriff des Autors als referentzieller und einmaliger Urheber eines peetischen Schriftwerkes gab es im Mittelalter nicht (explizit unterzeichnet wurden allein Bullen oder andere fürstliche Dekrete, bei denen die Urheberschaft politische Bedeutung hatte). Literarische Werke galten als Gebrauchstexte, die die Handschriften lediglich aus praktischen Zwecken sammelten. So ist die Autorenschaft vieler mittelalterlicher Texte nur durch ausführliche komparative Stilforschungen eruierbar.

      B   

    3. Benrather Linie (historische Sprachwissenschaft)
      Benrath ist ein Vorort Düsseldorfs. Alle unterhalb dieser Linie liegenden Dialekte folgten der Ersten und Zweiten Lautverschiebung. Sie werden damit als hochdeutsche Dialekte oder Hochdeutsch, je nach Zeit als Frühhochdeutsch, Mittelhochdeutsch oder Frühneuhochdeutsch, bezeichnet. Die nördlichen Dialekte werden niederdeutsch genannt.

      C   


      D   


      E   

    4. Evangelienharmonie (Gattungsbegriff)
      Unter Evangelienharmonien versteht man einen Typus geistlicher Bibeldichtung oder Bibelexegese, in der das Leben Jesu aus den vier Evangelien zu einer einzigen fortlaufenden Erzählung verbunden wird. Die erste Evangelienharmonie ist wohl durch den Syrer Tatian um das Jahr 170 in lateinsicher Sprache verfasst worden. Bekannte frühmittelalterliche Evangelienharmonien sind: Heliand (ca. 830): anonym() () () () () () ( ), Evangelien in Form eines germanischen Heldenepos, sowie die Mitte des 9. Jahrhunderts überlieferte
      Evangelienharmonie (ca. 865): Otfrid von Weißenburgs () () () () () ( )

      F   


      G   


      H   

    5. Handschriften
      Das häufigste Aufzeichnungs- und Verfielfältigungsverfahren mittelalterlicher Schriftwerke, beim dem mit Tinte oder änderen Farbflüssigkeiten Texte auf Pergament, Papyrus oder Papier als Einzelstücke gebracht werden. Im Mittelalter war es die Sache von Klöstern, heißt der Mönche, Handschriften herzustellen. Nahezu alle Texte mittelalterlichen Schrifttums sind in Form sog. Sammelhandschriften (= Kodices) überliefert. Diese versammelten die Einzelschriften nicht aus und unter inhaltlichen Gesichtspunkten, sondern aus Schmuck- und Aufbewahrungsgründen. Die Idee eines autorenbezogenen Werkes oder eines themenbezogenen Sammelbandes exisierte noch nicht. Die literarisch relevanten mittelalterlichen Kodices werden Liederhandschriften genannt, deren wichtigste sind:
      • Codex Manesse oder die Große Heidelberger Liederhandschrift (Liederhandschrift C)
      • Kleine Heidelberger Liederhandschrift (Liederhandschrift A)
      • Weingartner Liederhandschrift oder Stuttgarter Liederhandschrift (Liederhandschrift B)
      • Kolmarer Liederhandschrift, München
    6. Hochdeutsch (historische Sprachwissenschaft)
      Alle südlich der Benrather Linie liegenden Dialekte werden als hochdeutsche Dialekte betrachtet. Dazu gehört das:
      • Oberdeutsche
        • Bairisch- Österreiche
        • Alemannische
      • Mitteldeutsche
        • Ripuarische (Kölner Raum)
        • Fränkische: Moselfränkisch, Westfränkisch
        • Sächsische
        • Schlesische

      I   

    7. Inkunabel(n)
      Inkunabeln sind sog. Wiegedrucke, mit denen alle Druckwerke bis zur Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg 1453 bezeichnet werden. Der Ausdruck "Wiege" bezieht sich dabei nicht auf das technische Verfahren, sondern schlicht auf die Tatsache, dass es sich noch um "in der Wiege liegende", also unfertige, nicht ausgereifte technische Verfahren handelte, die keine beweglichen Lettern verwendeten, sondern durch Gravur-, Schnitz- oder anderen Verfahren Originale seitenweise verfielfältigten.

      J   


      K   


      L   

    8. litterati
      Als litterati bezeichnete man bereits im Mittelalter alle des Lateinischen und der Schrift Mächtigen. Schriftmächtigkeit wie Beherrschung des Lateinischen ging also Hand in Hand, das Beherrschen der Schriftlichkeit zum Abfassen allein deutscher Text bestand also nicht. Dies war auch der Grund, warum sich Wolfram von Eschenbach, der sich dem Studium des Lateinischen verweigerte, als Illiteratus bezeichnete. Litterati waren zunächst allein die Klerikalen, später auch der niedere und höhere Adel. Das Volk war nahezu ausnahmslos analphabetisch.

      M   

    9. Minne oder Minnesang
      Vor allem im Hochmittelalter gebräuchliche, stark regulierte und von französischen Trobaduren stammende Liebesdichtung, bei der man systematisch zwischen Hoher und Niederer Minne unterscheiden kann. Diese Unterscheidung ist ähnlich mit der historischen Entwicklung des Minnesangs zu sehen. Die Hohe Minne besingt das Ideal unerfüllter Liebe, womit drei Eigenschaften einhergehen:
      • Unerreichbarkeit der frouwe
      • Verbunden damit die höhere Stellung der frouwe
      • Verzichtleistung des Mannes
      Dichter der Hohen Minne nach provenzialischen Vorbild sind: Albrecht von Johansdorf, Reinmar der Alte und Heinrich von Morungen.
      Die niedere Minne (auch Hearezeliebe oder Mädchenlieder genannt) geben die höhere Stellung und Unerreichbarkeit der frouwe zugunsten einer "gleichberechtigten Liebe" auf. Vertreter: Walther von der Vogelweide. Manche zählen auch die Frühformen der donauländischen Minne zur niederen Minne, da dort die Liebe in einem dialogischen Wechsel in Ich-Form vorgebracht wird.
      Als Gattungen des Minnesangs kennen wir:
      • Kreuzlied: Sänger vor der Abreise zum Kreuzzug
      • Frauenlied: Der Sänger wird aus d Sicht des Frau geschildert (siehe donauländische Minne)
      • Taglied: Die Trennung zwischen Sänger und Frau im Morgengrauen


    10. Mittelhochdeutsch
      Unter diesem Begriff werden die Dialekte des Bairischen, Alemannischen und Fränkischen ab ca. 1050 bis ins 14. Jahrhundert bezeichnet (alle unterhalb der Benrather Linie liegenden Dialekte), die - weit davon entfernt eine einheitliche Hochsprache zu bilden - trotzdem gegenüber anderen germanischen Sprachen folgende Unterschiede zum Althochdeutschen aufweisen:
      • Abschwächung der Endsilben zu e: mahhon → machen
      • Auslautverhärtung von b,d und g → p, t und k
      • p, t und k (stimmlose Plosive oder Fortes) → Dopplespiranten: ff(f), zz(z), hh(h) im Inlaut oder Auslaut nach Vokal: opan → offen, etan → ezzen, ik → ih
      • Uneinheitlich: p, t und k (stimmlose Plosive oder Fortes) → Affrikata: pf, tz, kch im Anlaut: ploh → pfluoc, tid → zit, kind → chind
      Vokalsystem des Mittehochdeutschen
      • Kurzvokale: a, e, i, o, u, ä, ö, ü
      • Langvokale: â, ê, î, ô, û, æ, œ, iu (langes ü)
      • Diphthonge: ei, ie, ou, öu, uo, üe (beachte: ie ist kein Langvokal, sondern ein Diphthong!)
      Unterschiede zum Neuhochdeutschen (vokalisch, konsonantisch, syntaktisch):
      • Nicht-phonologische Auslautverhärtung: tac → Tag (Prinzip der Morphemkonstanz oder Stammprinzip: des Tages, dem Tage)
      • Neuhochdeutsche Monophthongierung: liepe guote brüeder → liebe gute Brüder
      • Neuhochdeutsche Diphthongierung: mîn niuwes hûs → mein neues Haus
      • Neuhochdeutscher Diphthongwandel (Öffnung): boum → Baum, böume → Bäume, bein → Bein [ei] → [ai]
      • Palatalisierung des s vor Konsonant zu "sch": slafen → schlafen
      • Großschreibung für Nomen: boum → Baum

      N   


      O   


      P   


      Q   


      R   


      S   

    11. Schwank (Gattungsgbegriff)
      Als Schwank, von mittelhochdeutsch swanc (=lustiger Einfall), bezeichnet man ein kurzweiliges, volsknahes Prosa- oder Theaterstück, in der auf lustige, teilweise derbe und groteske Art triviale oder alltägliche Stoffe behandelt werden. Schwänke leben von der einfachen Antithetik der Charaktere und Figuren (Herr und Knecht, Schlauer und Dummer). Schwänke waren neben der Vagantendichtung und der Dorfgeschichte die einzige Möglichkeit im Mittelalter das Thema der Sexualität aufzugreifen. Später entwickelte sich daraus die Posse und das Hanswurst-Spiel.
      Liste mittelalterlicher Schwänke

    12. Spruchdichtung (Gattungsgbegriff)
      Eine Gattung hochmittelalterlicher Dichtung, die oft mit dem Minnesang verwechselt wird, jedoch auch eigene Formgsetze entwickelt hat. Vor allem jedoch die Motive und Themen, die meist politischer oder moralischer Natur sind, unterscheiden die Spruchdichtung wesentlich vom Minnesang. Eines der berühmtesten Spruchlieder ist Walther von der Vogelweides Ich saz uf einem steine, die in seiner als Reichston bezeichneten Spruchliedersammlung enthalten ist.

      T   


      U   


      V   


      W   


      X   


      Y   


      Z   



    © Wolfgang Melchior, M.A., 2006